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Gartengestaltung / 01. Mai 2020

Nützlinge im Garten fördern – lass es krabbeln!


Im Garten lebt man meistens nicht allein: Ohrenkneifer, Marienkäfer, Hummeln – sie alle sind meist stille, unauffällige Mitbewohner Deines Gartens und sind außerdem unverzichtbar für ein gesundes Ökosystem. Warum man Nützlinge im Garten fördern sollte und wie man auch als Gartenanfänger ganz leicht bienenfreundlich gärtnern kann, erfährst Du in diesem Beitrag!

Besonders in Zeiten von kargen Vorgärten und Monokulturen in der Landwirtschaft, wird es immer wichtiger, dass man seinen Garten nicht in ein totes Meer aus Kieselsteinen oder Beton verwandelt. Denn schließlich finden weder Schmetterlinge, Igel, Marienkäfer noch Vögel Nahrung oder Unterschlupf zwischen Beton und Stein. Außerdem sehen die glatt gestriegelten Kiesgärten vielleicht auf den ersten Blick sehr ordentlich aus, auf den zweiten Blick wirken sie jedoch auch unpersönlich und kalt – so ist zumindest mein Eindruck. Mit ein paar bunt bepflanzten Blumenkästen oder Gartenbeeten bereitet man daher nicht nur den kleinen Gartenmitbewohnern wie Wildbienen, Schmetterlingen oder Vögeln eine Freude, sondern wertet auch den eigenen Garten oder Balkon auf!

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Lass es krabbeln – fördere Nützlinge im Garten!

Gartenarbeit ist Arbeit, die sich lohnt

Vielleicht macht es dem einen oder anderen Garten- und Balkonbesitzer ja auch etwas Sorge, dass ein grüner Garten mit verschiedenen Blumen zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Dem kann ich leider nicht wirklich widersprechen, denn Pflanzen machen Arbeit. Sie können von Blattläusen, Mehltau, Trauermücken oder Spinnmilben befallen werden. Sie können beim Sturm umknicken oder müssen im Herbst zurückgeschnitten werden. Man muss auch ab und an mal Unkraut jäten, damit diese wuchernden Gewächse nicht zur sehr Überhand nehmen und den Garten in eine ungewollte Unkraut-Monokultur verwandeln. Ich wünschte, ich könnte etwas anderes behaupten, aber dem ist nicht so. Pflanzen machen Arbeit und kosten Zeit – doch jetzt kommt ein großes „Aber“, auf das wir alle gewartet haben – denn: Gartenarbeit ist zwar Arbeit, aber Arbeit, die sich lohnt.

„Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.“

Dieter Kienast, Schweizer Landschaftsarchitekt

Denn Pflanzen machen einem nicht nur Arbeit, sondern auch viel Freude. Sie sorgen für gute Laune und begeistern ihre Umgebung mit ihren farbenfrohen Blüten, mit einem angenehmen Blumenduft oder mit ihren leckeren Früchten. Bereits das Aussäen von Samen im Februar oder März weckt die Vorfreude auf die Gartenarbeit; und im Laufe der Zeit dabei zuzusehen, wie aus dem kleinen Samenkorn eine große, kräftige Pflanze wird, sorgt für echte Glücksgefühle! „Ein Stück Land zu besitzen, es mit der Hacke zu bearbeiten, Samen auszusäen und deren Erneuerung des Lebens zu beobachten – dies ist die befriedigendste Sache, die ein Mensch tun kann“, hat es Charles Dudley Warner, der amerikanische Jurist, Journalist und Schriftsteller, so treffend beschrieben. Zudem erspart einem die Gartenarbeit den Gang ins Fitnessstudio, regt den Blutkreislauf an und sorgt dafür, dass man wie nebenbei die ein oder andere Kalorie verliert.

Die Arbeit im Garten mag also auf der einen Seite anstrengend sein – sie ist aber auf der anderen Seite ungemein erfüllend und lässt einen Zeit und Raum vergessen: „Das ist ja das Erhebende an der Gartenarbeit: Ich vergaß Zeit, Raum und Steuererklärung. Im Hier und Jetzt gab es nur noch mich und diesen verdammten Liguster“, wird der Journalistin Susanne Wiborg durch ihren Nahkampf mit einem alten, sturen Liguster bewusst. Darüber hinaus sorgen Pflanzen für Leben auf dem Balkon oder im Garten, indem sie Bienen, Schmetterlinge, Marienkäfer oder Hummeln mit ihrem süßen Nektar anlocken.

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Schwalbenschwanz am Sommerflieder

Warum sollte ich Nützlinge im Garten fördern?

Seit Jahren bemerken Wissenschaftler und Tierschützer, dass die Lebensräume der Bienen und Schmetterlinge immer weiter eingeschränkt werden. Mittlerweile gelten mehr als die Hälfte aller Wildbienenarten als gefährdet. Dabei ist die Biene laut dem deutschen Imkerverbund neben Rind und Schwein das wichtigste Nutztier, da sie zu den fleißigsten Bestäubern weltweit gehört: Den Löwenanteil übernehmen dabei die Honigbienen; sie bestäuben rund 80 Prozent der 2.000 bis 3.000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen. Den Rest der Bestäubung übernehmen Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer oder Fliegen. Durch ihre Bestäubungsarbeit sorgen sie nebenbei dafür, dass sich auch seltenere Pflanzen weiter vermehren können. So haben sich beispielsweise einzelne Wildbienenarten auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, die von Honigbienen eher selten angeflogen werden. Gemeinsam tragen die verschiedenen Insekten daher zu einem Erhalt der Pflanzenvielfalt bei – und umgekehrt sorgt eine Vielfalt der Pflanzen für ein ausreichendes Nahrungsangebot für die verschiedensten Insekten.

Davon abgesehen gibt es aber auch noch einen persönlichen Vorteil, Nützling im Garten zu fördern. So sind beispielsweise Marienkäfer oder Ohrenkneifer besonders effektive Helfer bei der Bekämpfung von Blattläusen und erleichtern einem so die Gartenarbeit. Wer zudem ein Herz für Gartenvögel hat, muss sich im Sommer meist weniger Sorgen über eine Schneckenplage machen. So stehen Schnecken beispielsweise bei Krähen, Raben, Amseln oder Elstern auf der Speisekarte.

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Nützlinge im Garten fördern: Marienkäfer sind ausgesprochen hilfreich bei der Beseitigung von Blattläusen

Wie kann ich Nützlinge im Garten fördern?

Wer erst mal klein anfangen will, kann zunächst ein paar nektar- und pollenreichen Blumen ins Blumenbeet oder auf den Balkon pflanzen. Hier ein Lavendel, da ein Strauchbasilikum und dort gestellt sich noch ein Sommerflieder dazu. Nach und nach kann man dann seinen Garten oder seinen Balkon für Honigbienen, Hummeln, Falter oder Marienkäfer umgestalten. Dabei gibt es drei Grundregeln, die einem dabei helfen, seinen Garten in ein Insektenparadies zu verwandeln.

Bienenfreundliche Blumen für Beet & Balkon

Volker ist Gärtner & Gartenbauingenieur bei Volmary und verantwortlich für die Saatgutmischung


1. Pflanze vielfältig

Um verschiedene Nützlinge anzulocken, bedarf es unterschiedlicher Pflanzen. Daher lautet der erste wichtige Rat: Pflanze Vielfalt.

Ob farbenfrohe Blumen, Kräuter, Obstbäume oder Gemüsepflanzen – wenn Du viele verschiedene Pflanzen pflanzt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich verschiedene Nützlinge bei Dir im Garten niederlassen.

Einige Pollen- und nektarrreiche Beet- und Balkonblumen, die auch für Anfänger gut geeignet sind, sind beispielsweise Lavendel, Sonnenblume, Wandelröschen, Storchschnabel, Vanilleblume, Zweizahn (Bidens, Goldmarie), Duftsteinrich, Leberbalsam, Ringelblume, Strohblume, Glockenblume, ungefüllte Studentenblume (Tagetes) oder Löwenmäulchen.

Wenn Du Lust und Zeit hast, kannst Du auch einen Garten gestalten, in dem die nektar- und pollensuchenden Hautflügler das ganze Jahr über Nahrung finden. Daneben kannst Du mit ein paar Pflanzen Schmetterlingen eine Freude machen oder Marienkäfer in den Garten locken. Viele Insekten locken zudem auch andere Tiere wie Igel oder Vögel an, sodass Dein Garten nicht nur kleinen, sondern auch größeren Gartenmitbewohnern eine Nahrungsquelle bietest.

2. Lasse Fünfe gerade sein

Der zweite wichtige Tipp ist: Lass ruhig mal Fünfe gerade sein. Genieße die Unordnung in Deinem Garten oder lass eine wilde Ecke hinter der Gartenlaube entstehen. Hier können sich die Insekten so richtig austoben und sich zurückziehen oder nisten. Eine flache Trinkschale für Bienen oder eine Wasserschüssel für Vögel wird zusätzlich auf positive Reaktionen stoßen.

3. Vermeide Pestizide

Wenn es geht, versuche auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten, da hier auch oftmals Nützlinge Schaden nehmen können. Zudem kann die Förderung von Nützlingen dazu beitragen, dass sich ein Schädlingsbefall schnell von selbst regulieren kann: Schnecken am Salat werden von den Amseln gegessen, bei Blattläusen kommen Marienkäfer zum Einsatz und bei Spinnmilben können Raubmilben für Abhilfe sorgen. Dennoch kann es vorkommen, dass das ökologische System im Garten oder auf dem Balkon aus dem Gleichgewicht kommt. Doch auch hier kann man vielen Schädlingen erst einmal mit Hausmitteln oder biologischen Mitteln beikommen, bevor man zu stärkerem Pflanzenschutzmittel greifen muss. Tipps zur Vorbeugung und Bekämpfung verschiedener Schädlinge findest Du hier auf unserem Blog.

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Meine Blumenwiese im letzten Jahr – wie man sich solch eine Blumenwiese anlegt, zeige ich euch in diesem Beitrag.

Probiere es einfach mal aus: Stürze Dich in die Gartenarbeit!

Auch wenn ich es früher nicht für gedacht habe, bin ich mittlerweile eine Art Bilderbuch-Hobbygärtnerin geworden: Sobald das neue Gartenjahr anbricht, werden Samen ausgesät, Frühlingsblumen gepflanzt und Bücher und Zeitschriften zum Thema „Gartenarbeit“ gewälzt. Zwar habe ich auch als kleines Kind im Garten mitgearbeitet – zumindest soweit man das Ertränken von Pflanzen und das Naschen von Erdbeeren und Tomaten als Gartenarbeit gelten lassen möchte –, doch im Laufe der Jahre ist die Gartenarbeit immer weiter in den Hintergrund gerückt. Mit der Zeit gewann das Thema „Pflanzen“ allerdings wieder an Bedeutung und auch wenn ich liebend gerne auf Blattläuse oder Trauermücken verzichten würde, möchte ich die Arbeit mit Pflanzen nicht mehr missen.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß beim Gärtnern und dabei, Deinen Garten nützlingsfreundlich zu gestalten! 😊

Von
Arabelle
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